Binationale Beziehung

7 Dinge, die man in einer binationalen Beziehung beachten sollte

Liebe kennt bekanntlich keine Grenzen. Laut Angaben des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften (IAF) führen sechs Prozent aller in Deutschland lebenden Paare eine binationale Beziehung. (18,5 Prozent der Ehen in Österreich, in der Schweiz über 35 Prozent) Tendenz steigend aufgrund der Globalisierung und Migration.

Zwei Nationen, ein Paar – Das stellt häufig eine Herausforderung, ein Wagnis dar, aber auch ein ganz besonderes Abenteuer, das unbezahlbar ist.

Welche Dinge du ganz besonders beachten solltest, wenn du eine binationale Beziehung eingehen möchtest, möchte ich dir jetzt aus persönlicher Erfahrung weitergeben.

1. Das Erlernen der Sprache

Die Sprache zu erlernen ist das Das A und O- für das Gleichgewicht in der Beziehung für eine bessere Verständigung und Integration. Ganz wichtig ist dabei zu beachten, dass es aufgrund von Feinheiten innerhalb der Sprache, etwa Zweideutigkeiten oder Humor, zu Kommunikationsschwierigkeiten und vor allem Missverständnissen kommen kann.

Wie kann ich Missverständnisse vermeiden?

Beobachte die Signale:

  • Achte verstärkt auf das Blickverhalten, die Mimik und die Gestik des Partners (die nonverbale Ebene). Aber Vorsicht: Mimiken und Gestiken können in anderen Ländern ganz andere Bedeutungen haben. Sicher dich vorher ab und informiere dich.
  • Versuche die Stimmlage, das Sprechverhalten, also die Artikulation, Lautstärke, das Sprechtempo und die Sprachmelodie, in den richtigen Kontext zu setzen (die paraverbale Ebene).

Stelle Rückfragen:

  • Vermeide Missverständnisse, indem du die Sachlage klärst

Richtig zuhören

  • Bringe Geduld und Feingefühl mit und zeige Interesse am Gespräch
  • Versuche den Partner nicht zu unterbrechen und zeige mit Mimik und Gestik, dass du ihn verstehst

Vermeide komplizierte Fachbegriffe oder Redewendungen

  • Das ist eine gute Quelle für Missverständnisse

2. Vorurteile

Nirgends gibt es so viele Vorurteile, Missverständnisse und Interpretationen wie in Beziehungen und ganz speziell in einer binationalen Beziehung.

Wie kann ich Vorurteile abbauen?

  • Du musst deine eigenen Vorurteile zunächst kennen, um daran arbeiten zu können
  • Setze dich regelmäßig mit der Kultur, Religion und den Traditionen des Partners auseinander und informiere dich
  • Sei offen, stelle Fragen und versuche nicht, Unterschiede, sondern Gemeinsamkeiten zu finden

Sei dir allerdings auch bewusst, dass du mit vielen Vorurteilen und komischen Blicken von außen rechnen musst. Vor allem entstehen aus den täglichen Nachrichten falsche Vorstellungen und Meinungen, die für die Beziehung eine Belastungsprobe sein können.

Das sollte dich jedoch keineswegs entmutigen – Stattdessen kannst du es dir zur Aufgabe machen, Aufklärung zu betreiben. Informiere dich aber vorher, wie du eine effektive Aufklärung gezielt betreiben kannst, damit du nicht noch mehr Vorurteile aufbaust. Das kann schnell nach hinten losgehen. Vielleicht schreibe ich auch darüber mal einen Artikel…

3. Religion

Unterschiedliche religiöse Vorstellungen können eine binationale Beziehung häufig in Schwierigkeiten bringen. Die Religion ist für viele Menschen ein sehr wichtiger Bestandteil ihres Lebens.

Was solltest du beim Thema Religion beachten?

  • Es ist wichtig, dass man den Partner die eigenen Überzeugungen nicht aufdrängt und ihn zu etwas zwingt
  • Das Thema Religion sollte gleich zu Beginn deiner Beziehung diskutiert werden – Zum Beispiel Schweinefleisch im Islam, Rindfleisch bei Hindus, die Taufe der Kinder, Geschlechterrollen usw. sollten dabei eine wichtige Rolle spielen
  • Traditionen, Riten oder religiöse Feste – man sollte seine eigene Kultur nicht aufgeben. Schaffe deine eigene Welt, in der ihr beide mit der jeweiligen kulturellen Herkunft und den Werten gleichberechtigt seid
  • Versuche eine gesunde Mischung zu schaffen, indem du deinen Teil integrierst und auch etwas Neues schaffst

Ganz wichtig:
Gib deinem Partner Freiraum. Jeder Mensch benötigt innerhalb einer Beziehung ein anderes Maß an Freiraum. Ihr solltet euch regelmäßig darüber austauschen, um eine Balance zwischen gemeinsamen und alleinigen religiösen Aktivitäten zu finden, so dass jeder mit der Beziehung zufrieden ist.

4. Kinder & Erziehung

Die Familienplanung führt unweigerlich zu einer Konfrontation mit den eigenen Wertvorstellungen und Wünschen. Dabei spielt der pädagogische Erziehungsstil, der Name, die Religion oder die Sprache, mit denen sie aufwachsen, eine große Rolle.

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Was von meiner Herkunft ist mir besonders wichtig, lieb und vertraut? Was will ich dem Kind weitergeben?Entferne ich mich zu weit von meiner eigenen Familie?

Fragen, die nur DU selbst beantworten kannst. Sei dir aber vorher den Antworten darauf bewusst und sprecht das unbedingt gemeinsam vorher ab.

5. Viel Bürokratie

Nach wie vor müssen Paare, die eine binationale Beziehung führen, zahlreiche bürokratische Hürden überwinden. Das Hin und Her zwischen Standesämtern, Ausländerbehörden und Botschaften kostet Nerven. Stell dich darauf ein, dass aufgrund von nicht verlängerte Visa längere Fernbeziehungen in Betracht gezogen werden müssen. Wie du eine glückliche Fernbeziehung führen kannst, erfährst du HIER.

6. Anerkennung der Familie des Partners (Loyalitätskonflikt)

Zunächst ist es extrem wichtig, dass man sich klar positioniert und zu seinem Partner steht. Wenn man kompromisslos zu seinen Eltern steht, dann wirkt sich das negativ auf die Partnerschaft aus.

Natürlich müssen auch die Familienmitglieder lernen, mit dieser Situation umzugehen, denn wenn Familie und Verwandte den Partner nicht akzeptieren, können Familienfeste oder gemeinsame Treffen zur Qual werden. Keine gute Basis für eine glückliche Beziehung.

7. Sei neugierig, offen, geduldig und tolerant

Dies sind ein paar Eigenschaften, die auf deiner Liste ganz oben stehen müssen, wenn du vor kurzem eine binationale Beziehung eingegangen bist oder noch darüber nachdenkst, diese Herausforderung anzunehmen.

Der Mix der Kulturen hat aber auch positive Seiten…

Die Vorteile, wenn du eine binationale Beziehung führst

Die Paare empfinden es oft als eine enorme Erweiterung ihres Horizonts. Durch direkte Einblicke in das Alltagsgeschehen fremder Kulturen, wird man neugieriger und interessierter Menschen fremder Länder gegenüber.

Die binationale Beziehung bietet Möglichkeiten, seine eigenen Einstellungen und Haltungen zu reflektieren und eröffnet eine Vielfalt an Verhaltensmöglichkeiten.

Durch eine binationale Beziehung fällt es dir zudem wesentlich leichter, eine Fremdsprache zu zu erlernen und die Struktur der Gesellschaft zu verstehen.

Zweisprachige Kinder – Aufwachsend zwischen zwei Kulturen erfahren sie die Vielfalt als etwas Selbstverständliches und ziehen sich aus den verschiedenen Sprachen, Religionen und Traditionen das Beste heraus.

Die Scheidungsrate bei binationalen Beziehungen ist übrigens niedriger als bei Eheschließungen zwischen zwei Partnern mit deutscher Staatsbürgerschaft (Studie des „Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften iaf„).